Buchenblätter streicheln mein Haar
Und flüstern mir Zärtlichkeiten ins Ohr,
sie singen mir Liebeslieder vor,
und jedes ihrer Worte ist wahr.
Es gibt nur eine Sprache im Wald,
ob das Mäuschen piepst, ob der Buchfink singt,
ob die Quelle aus ihrem Uterus springt,
ob die Sonne ihre Lichtkreise malt,
ob der Waldboden mich mit Düften verwöhnt,
ob ein fallender Zapfen Blätter aufweckt
und lachend ein kleines Spinnnetz entdeckt,
ob die alte Kiefer vernehmlich stöhnt,
ob die Erle ihr altes Gesicht verzieht,
weil ein Käfer ins rechte Nasenloch kriecht,
ob das Bächlein so herrlich nach Erde riecht,
ob das Eichenkind vor seinem Ahnen kniet,
ob Ameisen flüstern auf brauner Erde
wie Nieselregen auf trockenem Laub,
und erschrecktes Schweben von feinem Staub
im ewigen Tanz von Stirb und Werde.
Das Jubilieren um ein Stück Himmel,
die süße Ruhe der Lüfte danach,
der ganze Wald ist ein Almanach,
ein Farben-, Blatt- und Stimmengewimmel.
Er ist ein einziger voller Klang,
die Kraft liegt in den Obertönen,
die mich mit allen Wesen versöhnen -
ein Gloria, ein Lobgesang!
Barbara Kromphardt