"Lust und Kunst"  Geschichten und Texte


Schnee am 25.12.2000 um 6 Uhr

Das Hintergrundbild zeigt den Weg, der im Text erwähnt ist.


Ich öffne die Tür zu diesem noch dunklen Tag.
Die Welt hier schläft in lautloser Weihnacht.
Im Licht, das hinter mir leuchtet,
schweben sacht und anmutig die Sterne vom unsichtbaren Himmel.
Jeder unerkannt einzig in seiner Form,
sinken sie in das Meer der unzähligen Individuen,
umkrönen meinen Schatten mit glitzerndem Spiel.
Dicht und weich liegt die weiße Decke,
erstrahlend nun im Schein der Außenleuchte.
Verletzliche, funkelnde, unberührte Schönheit,
und ich wünsche mir,
schwebend über diese weiße Fläche tanzen zu können,
dahinzutreiben, spurlos, ziellos,
ein Teil dieser Schönheit zu sein...

Wieder und wieder zögere ich die Bewegung hinaus,
die diese Harmonie zerstören wird.
Doch mein Leben ist bestimmt, Spuren zu hinterlassen,
Eindrücke, die Gefügtes zerstören, verändern, verwandeln.
So gehe ich nun Schritt um Schritt meinen Weg
und spüre das Knirschen der zarten Flockenwesen bis in mein Herz.
Meine Gewalt befördert sie stäubend an den Rand meines Weges,
häuft sie schützend über die kahlen Zweige der Rosen,
die in kalter Erde träumend den Duft des nächsten Frühlings erschaffen.

Ich betrachte den Weg meiner Taten...

Die herabtanzenden Sterne haben begonnen ihn zu verwischen...

E. A. Grote 

Zurück zur Auswahl