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necesse est

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Hintergrund

Immer wieder treffe ich auf solche Fragen wie: Wer macht die Regeln? Woran soll, kann ich mich halten? Was ist, wenn ich Regeln breche? Gibt es Regeln, die ersetzt werden sollten?

Und dann treffen mich natürlich all die Schwierigkeiten des praktischen, alltäglichen Lebens.

Vielen Menschen geht es so, wie es mir ging. Aufgrund der Erziehungsregeln haben sie Schwierigkeiten sich zu entwickeln, sich zu zeigen, sich selbst zu finden und in dem Sinne selbstbestimmt "ihr Licht leuchten zu lassen". In Bezug auf Mutter/Vater gibt es viele Erwachsene, die selbst im Alter von über 40 Jahren noch von den Eltern oder einem Elternteil bestimmt werden. Eine Fremdbestimmung durch Partner/Partnerin geht nach meiner Ansicht oft damit einher.

Ich selbst war im Alter von 33 Jahren, stand voll im Beruf, war verheiratet mit Kind und zuckte zusammen, als ich einmal eine (nicht mal bedeutende) Entscheidung fällte. Mir schoß durch den Kopf: "Was würde jetzt Deine Mutter sagen?". Es dauerte noch Jahre, bis ich davon frei war. Und es dauerte noch viel länger, bis ich langsam begann, die Regeln meines Lebens auf ihren Nutzen zu überprüfen und auszusortieren. Und dann begann langsam MEIN Leben.

Es gab eine Zeit, da brauchte ich Halt in dem Prozess, eine stete Erinnerung an mein Ziel mich zu entwickeln, MEIN Licht leuchten zu lassen, und so schuf ich mir die Collage

necesse est - es ist notwendig

Sie zeigt graue Wesen, die sich stur nach den Regeln in immer geraden Bahnen bewegen und
meine eigene Bahn, die sich schlängelt, mein Licht, das leuchtet, und natürlich störe ich ihre gewohnte Ordnung.

necesse est! - für mich.

 

Hier die kleine Geschichte der Idee überhaupt:

Der Titel ist eine hommage an meinen alten, schon lange verstorbenen Lateinlehrer, Spitzname: "Opa Kling". Er gehörte mit zu der wissenden Gruppe derjenigen Lehrer, die sich sicher waren, daß aus mir "nie etwas wird". Sein Motto, oft ausgesprochen in einem etwas österreichisch klingenden Dialekt, lautete: "Ihr krieegt euren Seechser soowiesoo und i werd pensioniert!"

Ich bekam keinen "seechser", für mich wurde ein "siiebener" eingeführt, da mich der "seechser" bereits geadelt hätte. Also, ein Lateiner wurde ich nicht.

Nun, einiges anderes was aus mir hätte werden können, wurde ich - bisher - auch nicht. So kam mir eines Tages die Idee eines grandiosen, weltumspannenden, nie dagewesenen Kunstereignisses. Gemeinsam ging ich es mit einem Fachmann an. Ich und wir wollten damit weltbekannt werden.
Alles begann vielversprechend, es waren große Sponsoren gefunden, ebenso ein super geeignetes Objekt und auch wurde schon ein eigener Fernsehsender beantragt. Doch eines Tages war das Büro über Nacht ausgeräumt und der Fachmann verschwunden. Auch seine Privatadresse war verlassen. Ich konnte ihn nie mehr ausfindig machen.

Mir blieb unser Script, das ich entworfen hatte und ein begonnenes Modell der Halle, in der das Ereignis stattfinden sollte. Das Modell zerklopfte ich in den Müll, denn ich wollte nicht ständig an meinen geplatzten Traum erinnert werden. Ich hatte Fenster ausgeschnitten. Als ich die ausgeschnittenen Klötzchen wegwerfen wollte, war plötzlich die Idee für die Collage da. So wurde das ganze wenigstens ein Kunstobjekt, das mir half, meine eigene kleine Welt zu bereichern.

Ich lieh mir einen Text von Hermann Hesse und arbeitete ihn in den Rahmen ein:
...

Uns´re Lehrer lehrten uns zwar, in ihrem amüsanten Lehrfach,
das sie Weltgeschichte nannten,
dass stets die Welt von solchen Menschen
regiert und gelenkt und verändert worden war,
welche sich ihr eigenes Gesetz gaben
und mit den überkommenen Gesetzen brachen,
und es wurde uns gesagt,
daß diese Menschen verehrungswürdig seien.
Allein - das war ebenso gelogen, wie der ganze übrige Unterricht,
denn wenn einer von uns, sei es nun in guter oder böser Meinung
einmal Mut zeigte und gegen irgendein Gebot,
oder auch bloß gegen eine dumme Gewohnheit oder Mode protestierte,
dann wurde er weder verehrt, noch uns zum Vorbild empfohlen,
sondern bestraft, verhöhnt
und von der feigen Übermacht der Lehrer
erdrückt.

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Diese Worte von mir unbekannten Menschen bewegen mich bis heute:

"Wer nie anstößig war, hat auch nie Anstöße gegeben."
"Wer immer in die Fußstapfen anderer tritt hinterlässt keine eigenen Eindrücke"

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Damals erschien ein Artikel in der Tageszeitung (MOZ), der mir ins Bild passte:

Juli 2000

Höfliche Kinder erwünscht.
Umfrage zur Erziehung in Deutschland veröffentlicht

Allensbach (dpa) Die Deutschen wünschen sich ihre Kinder
nach einer Studie vor allen Dingen höflich und gut erzogen.
Das hat eine am Samstag veröffentlichte Umfrage des
Instituts für Demoskopie in Allensbach ergeben.Demnach
ist für 88 Prozent der Ost- und Westdeutschen unter
35 vorgegebenen Antworten "Höflichkeit" und "gutes
Benehmen" das wichtigste Erziehungsziel.

An zweiter Stelle rangiert der Wunsch, Kinder sollen ihre
Arbeit ordentlich und gewissenhaft tun, wobei das 78 Pro-
zent der befragten Westdeutschen wollen und 85 Prozent
der Ostdeutschen. Den dritten Platz belegt der Wunsch
nach Toleranz. 80 Prozent der Westdeutschen und
75 Prozent der Ostdeutschen wünschen sich die Achtung
anders Denkender durch ihre Kinder.

Das Allensbacher Institut befragte mehr als 2000 Menschen.
Den letzten Platz belegte bei der Auswahl die Forderung,
"Zuerst an das eigene Wohl denken". Nach Erkenntnissen
der Meinungsforscher haben westdeutsche Eltern mit dem
Erziehungsziel Höflichkeit und gutes Benehmen wieder die-
selben Prioritäten wie in den sechziger Jahren.

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